Viele Talente und eine Idee: Menschen in Not helfen. Darum geht es beim Roten Kreuz. Das zeigt sich auch gerade nach der Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz. Seit 15. Juli helfen und halfen 738 DRK-Einsatzkräfte aus 35 der 37 hessischen DRK Kreisverbänden in den vom Hochwasser betroffenen Regionen. Täglich wurden bis zu 86.000 Liter Trinkwasser verteilt und bis zu 10.000 Menschen pro Tag mit Essen versorgt. In den letzten drei Wochen wurden tausende von Gesprächen durch die Psychosoziale Notfallversorgung geführt.
Unermüdlich im Einsatz
„Nach der Flutkatastrophe waren und sind zahlreiche Ehrenamtler des DRK Kreisverbandes Biedenkopf im Einsatz, arbeiten bis zur Erschöpfung und helfen dort, wo sie gerade gebraucht werden. Gerade in dieser schwierigen Zeit zeigt sich, wie wichtig das Ehrenamt ist, denn helfende Hände werden überall gebraucht“, berichtet A. Cornelia Bönnighausen, Vorstandsvorsitzende des DRK Kreisverbandes Biedenkopf, die stolz auf die Kameradinnen und Kameraden ist. Nie zuvor wurde der Grundsatz der DRK „Universalität“ so leistungsstark vorgelebt, denn die ehrenamtlichen Helfer aus ganz Deutschland funktionieren super als Team, ein Zahnrad greift quasi ins andere.
Medizinische Versorgung
Die Einsätze der Helfer des DRK Kreisverbandes Biedenkopf waren und sind ganz unterschiedlich. Kurz nach der Flutkatastrophe waren 12 Helfer der SEG (Schnelleinsatzgruppe) Transport am Nürburgring stationiert. Während ihres 72 stündigen Einsatzes leisteten sie medizinische Hilfe. Ihre Aufgabe war es mit vier Krankenwagen in die Schadensgebiete zu fahren und die Aufräumarbeiten abzusichern.
Stromversorgung
Ein anderer erfahrener Kamerad aus dem DRK Kreisverband Biedenkopf, Peter Salzmann, war eine ganze Woche im Landkreis Ahrweiler im Einsatz. Ein bunt gewürfelter Haufen aus drei hessischen Elektrikern und einem Kameraden aus dem Saarland, alles ehrenamtliche Helfer vom DRK, sorgte für eine improvisierte Stromversorgung, und funktionierte super als Team. Es wurden Stromerzeuger an die Bevölkerung verteilt, aber auch Großaggregate gestellt, um ganze Straßenzüge zu versorgen und das Handynetz wieder herzustellen. 24 Stunden wurde das Bereitstellungszentrum in Koblenz mit Materialien beliefert. Viele Materialien kamen aus der DRK Auslandshilfe und wurden in diesem Fall im Inland genutzt; z. B. Spaten, Sägen, Hygieneartikel und vieles mehr. Die DRKler kümmerten sich nicht nur um die Stromversorgung, sondern schauten auch was die Bevölkerung brauchte, und organisierten beispielsweise riesige Bürocontainer, um Medikamente, einer Apotheke trocken zu lagern, damit die Versorgung dort weiterging. Sie schleppten Sandsäcke und leisteten Hilfe zur Selbsthilfe.
Versorgung mit Verpflegung
Einige Einsatzkräfte waren gerade zurückgekehrt, als ein neuer Einsatzbefehl an die Technik- und Logistikgruppe des DRK Kreisverbandes Biedenkopf einging. Darunter auch Peter Salzmann, der mit seinem Team zur Errichtung einer Verpflegungsstelle 10.000 in den Kreis Ahrweiler aufbrach. Erfahrene Verpfleger und Feldköche versorgen dort in Zusammenarbeit mit Mannschaften aus zehn anderen DRK Kreisverbänden bis zu 10.000 Menschen, Betroffene und Helfer, mit Essen.
Psychosoziale Notfallversorgung
Aber es geht nicht nur darum anzupacken, sondern auch um eine psychische Betreuung und Unterstützung. Wenn jemandem wie Peter Salzmann, der bereits seinen dritten Hochwassereinsatz leistet, die Worte fehlen, kann man sich vielleicht annähernd vorstellen, wie die Lage in den Hochwassergebieten in den letzten Tagen, Wochen war und welche erschreckenden Bilder im Kopf zurück bleiben. Die Einheiten der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) des Deutschen Roten Kreuzes helfen Betroffenen, das Erlebte zu verarbeiten: Dazu zählt z. B. der Verlust von geliebten Menschen oder sie begleiten Menschen, deren Haus abgerissen werden muss. Auch aus dem Hinterland waren zwei PSNV-Einsatzkräfte des DRK Kreisverbandes Biedenkopf sechs Tage im Katastrophengebiet. Heidi Blumenauer, die als sehr erfahrene Einsatzkraft in allen Einsatzbereichen der Psychosozialen Notfallversorgung gilt, fuhr mit Yvonne Lutterbüse ins Schadensgebiet. Yvonne Lutterbüse verfügt über die Ausbildung PNSV (E), dies ist eine Qualifizierung von Einsatz- und Führungskräften zur psychosozialen Unterstützung der eigenen Kameraden während und nach Einsätzen. Gemeinsam mit DRK-lern aus dem Kreisverband Friedberg und Hochtaunus richteten Blumenauer und Lutterbüse sich im PSNV-Lagezentrum am Nürburgring ein, um mit Betroffenen und Einsatzkräften Kontakt aufzunehmen und intensive Gespräche zu führen.
Dank an Arbeitgeber
Warum macht man sowas, schlägt sich Nächte um die Ohren und arbeitet bis zur Erschöpfung für Menschen, die man gar nicht kennt? Das kann man sicherlich nicht so richtig erklären, das ist einfach Nächstenliebe, wobei ein Ansporn an Grenzen zugehen, für viele auch die ungeheure Dankbarkeit der Menschen hervorgerufen wird. „Ich ziehe wirklich den Hut vor diesem ehrenamtlichen Engagement und bin zudem dankbar dafür, dass viele Arbeitgeber ihre Angestellten für solche Einsätze freistellen“, so A. Cornelia Bönnighausen.